© Rolf Oeser / fundus-medien.de

Kirchen temperieren

Es gibt viel zu beachten, wenn es darum geht, Kirchen zu tempperieren und dabei Einsparungen zu erzielen.

Zu den Themen auf dieser Seite

Diese Seite gibt Ihnen daher einen Überblick in folgende Themen:

Hintergrund

Temperatur in Kirchen senken - eine Anleitung

Temperaturen senken ohne Gefahr für Orgeln und Ausstattung

Schritt 1

→ Prüfen Sie auf welche Grundtemperatur und welche Nutzungstemperatur die Kirche aktuell geheizt wird und welche relative Luftfeuchte in der Kirche während und außerhalb der Nutzungszeiten verzeichnet wird.

Schritt 2

→ Vergleichen Sie die aktuellen Temperaturen und Feuchtewerte mit den Empfehlungen der Richtlinien für die Bedienung von Kirchenheizungen

→ Zum Schutz der Orgeln und von wertvollem Inventar sollten folgende Werte eingehalten werden:

  • Grundtemperierung: 5 – 8 °C
  • Nutzungstemperatur: max. 16 °C
  • Auf- und Abheizrampe: 1 Grad pro Stunde
  • Täglich genutzte Kirchen: Dauerhaft 12 –14 °C
  • Relative Luftfeuchtigkeit: 50 – 70 % rH

Schritt 3

→ Verringern Sie die Grundtemperaturen schrittweise um jeweils ein Grad, um starke Schwankungen der Luftfeuchte zu vermeiden.

→ Folgendes sollte beachtet werden:

  • Bei hoher rel. Luftfeuchtigkeit (nahe 70 % rH) → keine Temperatursenkung
  • Bei niedriger rel. Luftfeuchte (nahe 50 % rH) → Temperatursenkung geboten
  • Grundtemperatur jeweils um 1 Grad senken, Einhaltung der Luftfeuchte-Grenzwerte sicherstellen. Erst nach etwa einer Woche weiter absenken, bei deutlichem Anstieg der Feuchtewerte länger pausieren. Orgeln und hölzernes Inventar muss sich akklimatisieren

Schritt 4

→ Zieltemperaturen für die Nutzungszeiten können sofort um mehrere Grad reduziert werden. Grenzen setzt hier nur die Akzeptanz in der Kirchengemeinde.

Schritt 5

→ Kommunizieren Sie die geplante Temperatursenkung und Ihre Beweggründe in Ihrer Kirchengemeinde. Bieten Sie Wolldecken und Sitzkissen an.

Schritt 6

→ Besucher können sich an veränderte Bedingungen gewöhnen und nachvollziehbare Gründe erleichtern das Umdenken. Nur dauerhafte Senkungen der Temperaturen haben einen Effekt und sichern deutliche Einsparungen.

Download detaillierte Anleitung (PDF; 150kB)

Einfach erklärt - Wie viel Energie kostet die Heizung im Dom zu Lübeck?

© Uwe Ehlert

Domgemeinde hat ihren Heizungsverbrauch analysiert

Der Energieverbrauch zum Heizen unserer Gebäude ist hoch und übersteigt unseren Stromverbrauch um Längen. Das zeigen Berichte und Auswertungen immer wieder. Aber wie sieht es mit dem Energieverbrauch in historischen Kirchen mit hohen Räumen und dickem Mauerwerk genau aus, zum Beispiel wenn dort für Gottesdienstfeiern oder Konzerte geheizt wird?

Die Dom-Gemeinde in Lübeck hat sich ihre Heizung für den Dom zu Lübeck genauer angesehen und Daten dazu erhoben, welchen Energieverbrauch das Aufheizen für verschiedene Nutzungen verursacht. Dabei ist einiges zu berücksichtigen:

Die Ausgangstemperatur im Dom schwankt über das Jahr hinweg durchaus erheblich. Die Grundtemperatur ist auf 8°C eingestellt, kälter soll es im Dom nicht werden. Zur Klimastabilisierung ist es jedoch zeitweise notwendig zusätzlich Wärme in den Dom einzubringen, um die Kunstschätze im Dom vor Schimmelbefall durch zu hohe Luftfeuchte zu schützen. Daher treten verschiedene Ausgangstemperaturen auf.

Für den Energieverbrauch zum Aufheizen macht es einen wesentlichen Unterschied, wie hoch die Differenz zur Nutzungstemperatur ist. Um auf eine Nutzungstemperatur von 16 °C für Konzerte oder 12°C für einen Gottesdienst zu kommen, ist also auch der Energieverbrauch durchaus unterschiedlich. Außerdem hat natürlich die Dauer einer Veranstaltung Einfluß auf den Heizenergieverbrauch.

Die Untersuchung zeigt: Bis zu 5.200 kWh Wärme werden benötigt, um für Konzerte das Hauptschiff des Doms von 8 °C auf 16 °C zu beheizen. Zum Heizen für Gottesdienste, für die üblicherweise 12 °C ausreichen, werden 2.000 kWh verbraucht. Entsprechend geringer ist der Verbrauch, wenn die Ausgangstemperaturen bereits bei 10 oder 12 °C liegen. Die Heizkosten sind entsprechend hoch, sie bewegen sich zwischen 100 Euro und über 650 Euro pro Veranstaltung.

Weit geringer ist der Verbrauch, wenn ganz auf das Aufheizen verzichtet wird, wie es im Winter 2022/23 als Beitrag zum Energiesparen und zur Kostensenkung auch im Dom praktiziert wurde.

Hintergedanke der Domgemeinde für diesen genauen Blick auf den Heizenergieverbrauch ist, die damit verursachten Kosten und Treibhausgas-Emissionen für Besucher und Nutzer transparent zu machen. Die Gemeinde möchte damit außerdem Summen für entsprechende Kompensationszahlungen beziffern. Denn aktuell wird die Heizung im Dom noch mit Heizöl betrieben und verursacht damit besonders hohe Emissionen. Nun sollen dafür Kompensationszahlungen, z.B. an die Klima-Kollekte, geleistet werden, solange die Heizung noch nicht auf klimafreundliche Wärmequellen umgestellt werden kann.

→ Im Maximalfall werden 5200 kWh Energie benötigt, um den Dom für eine Veranstaltung zu beheizen. Dabei werden 1,7 Tonnen CO2e freigesetzt. 

→ Die Energie für vier Veranstaltungen diesen Umfangs genügt, um ein 1-Familien-Haus ein ganzes Jahr lang mit Wärme zu versorgen.

Ergebnisse der Verbrauchsanalyse

Aufheizen für ein Konzert im Hauptschiff des Lübecker Doms

Heizenergieverbrauch, Kosten und Treibhausgas-Emissionen für Konzerte bei 16 °C für 6 Stunden.

Aufheizen für einen Gottesdienst im Hauptschiff des Lübecker Doms

Heizenergieverbrauch, Kosten und Treibhausgas-Emissionen für Gottesdienste bei 12 °C für 2 Stunden.

© Carlos Blohm

Heizanlage im Dom zu Lübeck

Drei große Heizkessel sind erforderlich, um den Dom zu Lübeck zu beheizen.

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